Wer wie ich aus guten Gründen einen großen Bogen um Facebook und Instagram macht, aber trotzdem nicht auf Austausch mit anderen Fotografen verzichten will, der hat – nicht mehr so viele Möglichkeiten. Ich habe diverse Alternativen getestet und bin mit keiner wirklich zufrieden.
Ich rede jetzt nicht von reinen Galerielösungen, sondern so etwas wie Communities – fotografische »soziale Netzwerke«, wenn man so will. Alle bieten die Möglichkeit, irgendwie Bilder hochzuladen und irgendwie zu zeigen. Aber reicht das? Ich denke nicht.
Auch wenn ich prinzipiell ein Freund des Fediverse bin – da ist noch jede Menge Luft nach oben. Immer aus der Sicht von Fotografen, wohlgemerkt. Die brauchen Alben, Bildzeilen, Kategorien, Tags, Foren und Unterforen, Suchfunktionen …
Dies ist eine mehr oder weniger subjektive Bewertung auf der Basis eigener Erfahrungen in vielen Jahren online. Ob eine Plattform nun ActivityPub oder etwas anderes nutzt, ist hier nicht das Thema. Anspruch auf Vollständigkeit wird auch nicht erhoben.
Fangen wir mit der Matrix an. Das ist aus der Foto-Perspektive ein Totalausfall. Die Macher (von Element) sind offenbar der Ansicht, dass zu einem Foto keine Bildzeile gehört. Ganz falsch. Bzw. man kann schon eine schreiben, aber das ist dann ein neuer Post. Verbunden sind Bild und Zeile nicht. Wenn man nicht schnell genug ist, rutschen andere Beiträge dazwischen, da es ja keine Verbindung gibt. Sie sind keine Einheit. Schon das disqualifiziert Matrix für eine ernsthafte Verwendung als Foto-Plattform. Wer das in den Matrix-Developer-Foren thematisiert, bekommt als erste Reaktion ein »Daumen runter«. Das verstehe, wer will. Ich nicht. Andere elementare Funktionen fehlen gleich ganz. Auch sonst fehlt es an allem, was Fotografen mögen und brauchen. Und: Die Verschlüsselung ist paranoid. Fazit: Kann man komplett vergessen. Keiner Erwägung wert.
Kommen wir zu Mastodon. Funktioniert genau wie Twitter – auch mit Blick auf Fotos. Wer damit leben kann, wird sich zuhause fühlen. Spezifische Funktionen fehlen allerdings ebenfalls. Immerhin: Man kann ein Bild (oder deren mehrere) direkt aus Bridge (oder von woanders) per Drag and Drop in das Mastodon-Fenster ziehen und sie werden klaglos in den Post eingebaut. Schick. Die Suche nach Inhalten, Personen und Tags funktioniert. Immerhin. Viel mehr hat Mastodon für Fotografen aber auch nicht zu bieten. Beiträge zu ändern ist nicht möglich. Es bleibt nur die Neuerstellung. Likes und Kommentare verschwinden dann allerdings. Fazit: Minimalangebot, mehr nicht.
Schauen wir uns Friendica an. Man kann dort Foren einrichten, aber man muss sich entscheiden, was der Account sein soll – Forum, persönlicher Account, Nachrichtenseite, Organisation. Mischformen gibt es nicht. Echte Bildzeilen ebenfalls nicht. Tags sind möglich und lassen sich auch – wie Personen oder Foren – suchen. Ansonsten ist die Suche rudimentär. Immerhin kann man eigene Beiträge auch nachträglich noch ändern – Fehler eliminieren oder Tags hinzufügen. Leute, die den Hashtag #fotografie verwenden, gibt es genügend. Mit Fotografie hat das aber in den wenigsten Fällen etwas zu tun. Fazit: Technisch besser als Mastodon, aber auch nicht wirklich befriedigend.
Als nächstes: Diaspora. Es gilt fast das zu Friendica bereits Gesagte. Nur, dass es dort keine Accounts für Foren, Nachrichtenseiten oder Organisationen gibt. Mischformen daher selbstredend ebenfalls nicht. Echte Bildzeilen kann Diaspora ebenso wenig. Tags sind möglich und lassen sich auch – wie Personen – suchen. Ansonsten ist die Suche rudimentär – und findet leider aber oft nichts. Eigene Beiträge lassen sich nachträglich nicht mehr ändern – Fehler zu eliminieren oder Tags hinzuzufügen, scheidet also aus. Man müsste dafür den Post löschen – mit allen Konsequenzen. Fazit: Ähnlich wie Friendica, aber technisch noch weniger befriedigend. Bis auf einen Aspekt. Dazu später mehr.
Dann wäre da noch Pixelfed, das eigentlich der originäre Konkurrent zu den anderen Walled Gardens außerhalb des Fediverse sein sollte/könnte. Leider krankt es teilweise an den gleichen Problemen. Beispielsweise lassen sich Beiträge nachträglich nicht mehr zerstörungsfrei ändern. Zumindest in den Übersichten leidet Pixelfed an der Instagram-Quadratitis. Furchtbar. Das Niveau ist generell halbwegs akzeptabel, aber nicht überragend. Tags sind möglich. Es gibt Alben und Sammlungen und einiges mehr. Die Suche funktioniert passabel. Es gibt jedoch scheinbar nur einen Developer, was eine gedeihliche Weiterentwicklung nicht gerade befördert. Fazit: Kann man sich mal ansehen, aber eine Offenbarung ist das nicht.
Außerhalb des Fediverse gibt es unter anderem auch noch Okuna. Mit hehren Zielen, begleitet von großen Erwartungen und mit Vorschusslorbeeren ausgestattet gestartet, inzwischen eine Art Beta-Zombie. Gekapert von den Resten der deutschen G+-Community. Gefühlt posten da nur die immer gleichen siebeneinhalb Nutzer. Schade eigentlich. Sage ich als Gründungsmitglied. Spezielle Foto-Funktionen fehlen (noch immer) komplett. Fazit: Lohnt nicht.
Alles in allem ist das Angebot ziemlich enttäuschend.
Von technischen Aspekten abgesehen gilt es auch der Frage Beachtung zu schenken, wo sich am ehesten ein Publikum für fotografische Arbeiten finden lässt. Das ist nach meiner Beobachtung auf Diaspora der Fall. Mit Abstrichen auch bei Pixelfed. Diaspora deshalb, weil sich dort erfahrungsgemäß einige Leute finden, die es drauf haben. Natürlich gibt es auch – wie überall – etliche Smartphone-Knipser. Das hält sich jedoch halbwegs in Grenzen. Eine echte Empfehlung mag ich aber nicht aussprechen.
Deviantart war früher mal brauchbar und hatte auch hochklassige Inhalte zu bieten. Lange her. Inzwischen das Grauen in Tüten. Ipernity ist immer noch ziemlich hochwertig, führt aber ein prekäres Nischen-Dasein. 500px finde ich persönlich als Tummelplatz der Foto-Manipulierer gruselig. Deutsche Foto-Aficionados mögen sich die Fotocommunity ansehen und entscheiden, ob sie da eine Heimat finden wollen. Für mich ist das nix. Zu viel Effekthascherei.
Meinen Geschmack treffen derzeit am ehesten die Leute bei Flickr. Vor allem diejenigen, die sich auch mit analoger Fotografie, Dunkelkammerarbeit und alternativen Verfahren beschäftigen. Rein technisch betrachtet ist das zwar weit außerhalb des Fediverse, aber das spielt am Ende keine große Rolle. Only content counts.
Ansonsten gilt wie immer:
Leave Facebook. Quit Instagram. Drop Whatsapp. NOW.