Stalin lässt grüßen

Minsk 1994: Es war Winter, aber dieser Ort lässt einen auch sonst frösteln.

Minsk 1994: Es war Win­ter, aber die­ser Ort lässt einen auch sonst frösteln.

Exakt 25 Jah­re ist es her, dass ich in Minsk war. Die Haupt­stadt von Weiß­russ­land hat einen blei­ben­den Ein­druck hin­ter­las­sen, auch wenn es nur ein kur­zer Auf­ent­halt war. Eini­ge Ansich­ten und Begeg­nun­gen sind mir noch sehr präsent.

Ich habe damals den Minis­ter­prä­si­den­ten von NRW Johan­nes Rau beglei­tet, der zu poli­ti­schen Gesprä­chen mit Alex­an­der Lukaschen­ko nach Bela­rus gereist war. Ja genau, das ist der glei­che, der auch heu­te noch das auto­ri­tä­re Régime in die­sem einst sowje­ti­schen Bru­der­staat Russ­lands führt.[1]Aktu­ell schei­nen die Bezie­hun­gen etwas belas­tet zu sein. Mit dabei waren u.a. auch Finanz­mi­nis­ter Heinz Schleu­ßer und der Chef des Herz­zen­trums Bad Oeyn­hau­sen Rei­ner Kör­fer; Innen­mi­nis­ter Her­bert Schnoor auch, mei­ne ich, bin aber nicht ganz sicher.

Mei­ne Rei­se fiel zwar nicht mehr in die Zeit des Kal­ten Krie­ges, aber sie fühl­te sich manch­mal so an. Etwa vor dem Prä­si­den­ten­pa­last in Minsk, wo auch das Bild ent­stand. Das Foto gibt die düs­te­re Stim­mung des Ortes mit sei­nen sowje­tisch gepräg­ten Beton­bau­ten, der Lenin­sta­tue und der Bon­zen-Limou­si­ne recht gut wie­der. Sta­lin lässt grüßen.

Sehr viel herz­li­cher ging es hin­ge­gen bei einem Besuch in einem Kran­ken­haus zu, das mit Hil­fe aus NRW moder­ni­siert wur­de. Auch die ein­fa­chen Men­schen, die in einer Markt­hal­le Fleisch, Pil­ze, Gemü­se oder Hand­ar­bei­ten ver­kauf­ten, habe ich als sehr freund­lich und warm­her­zig in Erin­ne­rung. Nicht selbst­ver­ständ­lich, wenn man weiß, wie Deut­sche auch in Weiß­russ­land wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs gehaust haben.

Der offi­zi­el­le Teil des Pro­gramms, sofern es nicht um sozia­le Inhal­te ging, war eher bedrü­ckend. Das Regie­rungs­vier­tel ist ein extrem depri­mie­ren­der Ort. Wenn ich mir das »Minis­te­ri­um für Wahr­heit« aus Orwells »1984« vor­stel­le, dann sieht es genau so aus – das »Herz der Finsternis«.


Ab und zu ver­öf­fent­li­che ich eines mei­ner Bil­der an die­ser Stel­le. Und erzäh­le etwas dazu, was mir wich­tig erscheint. Es wer­den nicht immer die Fotos sein, die online am popu­lärs­ten waren oder sind. Es kön­nen Scans von Bil­dern auf Film oder digi­ta­le Shots sein. Wie auch immer. Wer mag, kann sich ger­ne dazu äußern. Kom­men­ta­re sind willkommen.

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1 Aktu­ell schei­nen die Bezie­hun­gen etwas belas­tet zu sein.