Sinnloser Terror in Tel Aviv

Gedenken an die Opfer des Selbstmordanschlags vom 29. April 2003. Für Dominique Haas wurde im Hayarkon Park in Tel Aviv auch ein Baum gepflanzt. Aufgenommen habe ich das Bild auf Film mit einer Bessa R3M und einem Heliar 2.0/50.

Geden­ken an die Opfer des Selbst­mord­an­schlags vom 29. April 2003. Für Domi­ni­que Haas wur­de im Hayar­kon Park in Tel Aviv auch ein Baum gepflanzt. Auf­ge­nom­men habe ich das Bild auf Film mit einer Bes­sa R3M und einem Heli­ar 2.0/50.

Por­trait­fo­tos, ein paar Ker­zen. Sie ste­hen auf einem Side­board in einer israe­li­schen Knei­pe aus einem beson­de­ren Grund.

Tel Aviv ist das, was ande­re Städ­te in Isra­el nicht sind: bunt, offen, frei­zü­gig, medi­te­ran, hip, läs­sig. Ein Abend auf der Pro­me­na­de und am Strand und in den Bars lässt einen den­ken: alles easy. Das stimmt aber nur bedingt. Es gibt meh­re­re Plät­ze gera­de an der ange­sag­ten Sea­si­de, an denen Ter­ro­ris­ten zuge­schla­gen haben.

Einer die­ser Orte ist die Bar »Mike’s Place«, zwi­schen Frish­man Beach und Jeru­sa­lem Beach. Die Bar war und ist bekannt für die beson­de­re, inter­na­tio­na­le Atmo­sphä­re. Auch am 29. April 2003 war die Bar gut besucht, die Leu­te unter­hiel­ten sich, tran­ken ein Bier, tanz­ten oder hör­ten einer Band zu, die an die­sem Abend ein paar Songs auf­nahm. Es war die wöchent­li­che Jam-Ses­si­on, wie immer dienstags.

Nicht lan­ge nach Mit­ter­nacht ver­such­te ein Selbst­mord­at­ten­tä­ter in die Knei­pe zu gelan­gen. Tür­ste­her Avi Tabib hielt ihn auf. Der Mann spreng­te sich im Ein­gangs­be­reich in die Luft. Avi über­leb­te wie durch ein Wun­der, wenn auch sehr schwer ver­letzt. Aber drei Men­schen star­ben, mehr als 50 wur­den verletzt.

Domi­ni­que Haas (29), eine fran­zö­si­sche Kell­ne­rin, ver­lor einen Arm, starb spä­ter im Kran­ken­haus. Der Musi­ker Ran Baron (23) und der Gitar­rist Yanai Weiss (46) waren gleich tot.

Aber ohne Avi Tabib wären es noch sehr viel mehr Tote geworden.

Der Mann mit der Bom­be war Asif Moham­med Hanif (22). Ein Mit­tä­ter, des­sen Spreng­satz nicht rich­tig zün­de­te und der vom Tat­ort floh, war Omar Khan Sha­rif (27). [1]Mög­li­cher­wei­se wur­de er durch den Zün­der sei­nes Spreng­sat­zes ver­letzt. Viel­leicht haben ihn auch sei­ne Auf­trag­ge­ber eli­mi­niert. Jeden­falls wur­de sei­ne Lei­che am 12. Mai 2003 am Strand von Jaf­fa … Con­ti­nue rea­ding Bei­de waren bri­ti­sche Staats­bür­ger mit bür­ger­li­chem Hin­ter­grund – die ers­ten Selbst­mord­at­ten­tä­ter in Isra­el mit frem­dem Pass. Allein das bescher­te die­sem Anschlag mehr Auf­merk­sam­keit als gewöhnlich.

Wenn die Fun­da­men­ta­lis­ten in ihrem Wahn geglaubt hat­ten, ein Zei­chen zu set­zen und den Lauf der Welt zu ver­än­dern – das ist nicht pas­siert. »Mike’s Place« wur­de schon eine Woche nach dem Anschlag, am israe­li­schen Unab­hän­gig­keits­tag, wie­der geöffnet.

Das Foto ist nicht unmit­tel­bar ver­knüpft mit dem Anschlag. Als ich vier Jah­re spä­ter in Isra­el war, hat­te ich ande­re The­men zu bear­bei­ten. Aber der klei­ne Gedenk­schrein fiel mir sofort auf. Und die Geschich­te dazu hat mich noch lan­ge beschäf­tigt. Und tut es noch.


Ab und zu ver­öf­fent­li­che ich eines mei­ner Bil­der an die­ser Stel­le. Und erzäh­le etwas dazu, was mir wich­tig erscheint. Es wer­den nicht immer die Fotos sein, die online am popu­lärs­ten waren oder sind. Es kön­nen Scans von Bil­dern auf Film oder digi­ta­le Shots sein. Wie auch immer. Wer mag, kann sich ger­ne dazu äußern. Kom­men­ta­re sind willkommen.

#8

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1 Mög­li­cher­wei­se wur­de er durch den Zün­der sei­nes Spreng­sat­zes ver­letzt. Viel­leicht haben ihn auch sei­ne Auf­trag­ge­ber eli­mi­niert. Jeden­falls wur­de sei­ne Lei­che am 12. Mai 2003 am Strand von Jaf­fa angespült.