Heute war Teil II meines Jahresendputzes in und mit Adobe Lightroom. In Teil I ging es gestern um den Export und hilfreiche Plugins.
Dass die Monitorkalibrierung für alle, die ernsthaft mit Fotos bzw. Grafiken arbeiten wollen, ein Muss ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Aber zusätzlich kann man sich als Fotograf die Arbeit erleichtern, wenn man etwa in Lightroom gewisse Standards einhält und am besten gleich in den Workflow einbaut.[1]Es gibt noch viele andere Praxis-Tipps zu Lightroom, zum Beispiel auf dieser informativen Seite.
Speziell Farbkorrekturen können Nerven kosten. Und da gilt: Die schönsten Farbverschiebungen sind immer die, die man gar nicht erst mitfotografiert. Dazu ist ein sogenanntes Target hilfreich. Ich habe mir vor Jahren mal eines von X‑Rite besorgt, den ColorChecker Passport, und habe es nie bereut. »Passport« heißt das Dingen deshalb, weil es etwa die Größe eines Passes hat und sich genauso zusammenklappen lässt. Kann man immer dabei haben.
Zu dem Target gehört eine Software, welche Fotos der genormten Farbtafel im DNG-Format interpretiert und in ein Farbprofil schreibt. Ja, genau, das ist ebenfalls eine spezielle Form der Kalibrierung. Bei meinem ColorChecker wird dieses Farbprofil so abgespeichert, dass es allen Adobe-Programmen zur Verfügung steht. Für mich sind hier vor allem Camera Raw und Lightroom von Interesse.
Da das erzeugte Farbprofil für jede Kamera bzw. deren Sensor individuell ist, lässt es sich mit deren Seriennummer verknüpfen. Das erlaubt es Lightroom, Fotos bereits beim Import automatisch entsprechend dem Target zu korrigieren. Eine richtige Bearbeitung – schon gar keine in Photoshop – ersetzt das natürlich nicht. Aber es hilft enorm bei Alltagsaufgaben, für die Lightroom dicke reicht.
Wer mehrere Kameras einsetzt, erzeugt einfach mehrere Farbprofile. Lightroom erkennt anhand der Seriennummer, welches das richtige Profil ist. Dazu muss man in Lightroom nur einmal Kamera und Korrekturprofil verknüpfen.
Praktisch ist, dass man der Software des Targets auch gleich zwei DNG-Fotos vorwerfen kann – zum Beispiel einmal bei Tageslicht, einmal mit Blitzanlage im Studio fotografiert. In Lightroom übernimmt dann wie zuvor die Automatik die Erkennung und Zuordnung.
Nützlich ist auch, dass der ColorChecker auch noch eine Graukarte mitbringt, die den Weißabgleich am Set vereinfacht. Ich rate auch dazu, zu Beginn eines Shootings die Farbtafel unter den gegebenen Lichtbedingungen einmal mitzufotografieren. Ganz unabhängig von der Grundkalibrierung.
Die Kalibrierung einmal zu machen und dann jahrelang dasselbe Farbprofil zu nutzen, ist übrigens nicht ratsam. Die Farbtafel selbst unterliegt im Laufe der Jahre gewissen Veränderungen – selbst wenn diese minimal sind. Daher sollte man die Profile alle zwei Jahre neu machen. Praktischerweise lässt sich der Zeitpunkt in der Software hinterlegen. Man wird dann dran erinnert. Bei mir war das heute für meine beiden Canon 5D MK II fällig.
Alles in allem ist das ein sehr durchdachtes, sinnvolles System. Meiner Meinung nach unbedingt empfehlenswert.
Sobald die von der Kalibrierungs-Software erzeugten Profile gespeichert wurden, findet sie Lightroom von alleine (kann sein, es braucht einen Neustart). Übrigens nutzt sie Adobe Camera Raw auch ohne weiteres, sobald sie existieren. Das ist dann auch die Brücke zu Photoshop – falls nötig.
Es braucht einmal einen manuellen Eingriff, um Kamera und Profil miteinander zu verheiraten. Dazu ist ein Foto, das mit eben dieser Kamera gemacht wurde, im Entwicklungsmodus (Taste D) zu öffnen. Unten rechts, unter »Kamerakalibrierung« wird das entsprechende Profil händisch ausgewählt. Der Unterschied müsste schon deutlich sichtbar sein.
Nun geht man im Lightroom-Menü zu »Entwickeln > Standardeinstellungen festlegen«. In dem sich öffnenden Fenster stehen unter anderem Kameramodell, Seriennummer und ISO-Wert der Aufnahme. Jetzt einmal mutig auf den Button mit der merkwürdigen Aufschrift »Auf aktuelle Einstellungen aktualisieren« hämmern. Und schon ist das für die erste Kamera erledigt und die Automatik für den Import in Gang gesetzt.
Allen, die beim Wort »Automatik« zusammenzucken, sei gesagt: Selbstverständlich bleiben dem Nutzer alle sinnvollen (und sinnlosen) Optionen erhalten, nach Herzenslust an den Schiebern herumzufuhrwerken.
Sinn der ganzen Übung hier war nur, für die Bearbeitung nach eigenem Gusto eine möglichst immer gleiche und halbwegs neutrale[2]Ja, das ist ein schwieriger Begriff … Ausgangsbasis zu schaffen.
Bei Fragen – fragen! 😉
Anmerkungen
↑1 | Es gibt noch viele andere Praxis-Tipps zu Lightroom, zum Beispiel auf dieser informativen Seite. |
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↑2 | Ja, das ist ein schwieriger Begriff … |
1 Response
[…] Arbeitspferde habe ich am letzten Tag des Jahres angelegt. Wie das geht, habe ich hier beschrieben. Und von denen gab es reichlich. Jetzt nur noch weniger als die Hälfte. Ich habe sie auf […]