Die Frau mit den Kakteen

Das Bild bietet außer den Hauptdarstellern, den blühenden Kakteen, eine Menge Kolorit, wenn man genau hinsieht. Da sind die Blumentöpfe (einer mit Sprung), das Kleid der stolz lächelnden Blumenfreundin, die Brosche, die Brille und die Frisur, die Plastikbank und der Resopaltisch. Aufgenommen habe ich das Foto sicher mit meiner Contax RTS II und dem bewährten Carl Zeiss Distagon T* 2.8/35. Das war damals auf diesem Gehäuse meine Immer-dran-Linse.

Das Bild bie­tet außer den Haupt­dar­stel­lern, den blü­hen­den Kak­teen, eine Men­ge Kolo­rit, wenn man genau hin­sieht. Da sind die Blu­men­töp­fe (einer mit Sprung), das Kleid der stolz lächeln­den Blu­men­freun­din, die Bro­sche, die Bril­le und die Fri­sur, die Plas­tik­bank und der Reso­pal­tisch. Auf­ge­nom­men habe ich das Foto sicher mit mei­ner Con­tax RTS II und dem bewähr­ten Carl Zeiss Dista­gon T* 2.8/35. Das war damals auf die­sem Gehäu­se mei­ne Immer-dran-Linse.

Die­ses eher unschein­ba­re Bild zählt zu mei­nen per­sön­li­chen Favo­ri­ten. Ich bin nicht sicher, dass ich erklä­ren kann, war­um. Aber ich will es mal versuchen.

Zeit­le­bens habe ich als Jour­na­list ger­ne mit ganz nor­ma­len Leu­ten, die ein ganz nor­ma­les Leben mit ganz nor­ma­len Pro­ble­men, mit ganz nor­ma­len Freu­den leben, zu tun gehabt. Sicher waren da auch die Funk­ti­ons­trä­ger, die Poli­ti­ker aller Ebe­nen, die Wich­ti­gen und die Wich­tig­tu­er, die Blen­der und die Schwät­zer, die Zei­tun­gen und uns Zei­tungs­schrei­ber für ihre Zwe­cke zu benut­zen such­ten oder uns vor­schrei­ben zu kön­nen mein­ten, was wir wann wie zu schrei­ben hät­ten. Aber die zäh­len nicht.

Wenn ich an Ereig­nis­se, Erleb­nis­se, Gesprä­che und Bil­der den­ke, die mich in irgend­ei­ner Form berührt haben und auch nach Jahr­zehn­ten noch lächeln las­sen, dann sind es Men­schen wie die­se ein­fa­che Frau aus Vlo­tho an der Weser. Sie hat­te »ihre« Zei­tung ange­ru­fen, ob wir nicht ein Foto von ihren wun­der­bar blü­hen­den Kak­teen, ihrer Köni­gin der Nacht, machen könn­ten. Wir konn­ten. Gerne.

Ers­tens ist so eine präch­ti­ge Kak­teen­blü­te sel­ten. Und schon des­halb berich­tens­wert. Außer­dem sind genau sol­che Din­ge das täg­li­che Brot einer Lokal­zei­tung. Oder waren es frü­her zumin­dest.[1]So ganz ist das offen­bar doch nicht aus der Mode gekom­men. Die Men­schen sol­len sich in ihrer Zei­tung wie­der­fin­den. Nicht immer alle zur glei­chen Zeit, ver­steht sich. Aber letzt­lich doch jeder mal, irgend­wie und irgend­wann. Und sei es mit ein paar Kak­teen. [2]… oder mit den sprich­wört­li­chen Kanin­chen. Ich muss nur erst das Foto fin­den! Also habe ich sie besucht in ihrer Eta­gen­woh­nung in ihrem Miets­haus, ein paar Bil­der belich­tet und mir Noti­zen gemacht.

Wann genau das Bild ent­stand, weiß ich aus der Erin­ne­rung nicht zu sagen. Sicher Mit­te der 80er Jah­re, im Som­mer. Auch den Namen der stol­zen Kak­teen­züch­te­rin habe ich lei­der nicht parat. Mög­lich, dass ich ihn in mei­nem Archiv von Zei­tungs­aus­schnit­ten fin­den würde.

Dass die Blu­men­freun­din noch lebt, glau­be ich nicht. Sie war schon damals nicht mehr jung. Sicher über 70. Aber ich bin recht sicher, dass irgend­je­mand den Bericht aus­ge­schnit­ten und in ein Album geklebt hat, viel­leicht sogar gerahmt und an die Wand gehängt. Gut mög­lich, dass es ihn sogar noch irgend­wo gibt.

So wur­de die Frau mit den Kak­teen in gewis­ser Wei­se doch ein biss­chen unsterblich.

Und das ist doch schön.


Ab und zu ver­öf­fent­li­che ich eines mei­ner Bil­der an die­ser Stel­le. Und erzäh­le etwas dazu, was mir wich­tig erscheint. Es wer­den nicht immer die Fotos sein, die online am popu­lärs­ten waren oder sind. Es kön­nen Scans von Bil­dern auf Film oder digi­ta­le Shots sein. Wie auch immer. Wer mag, kann sich ger­ne dazu äußern. Kom­men­ta­re sind willkommen.

#1

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1 So ganz ist das offen­bar doch nicht aus der Mode gekom­men.
2 … oder mit den sprich­wört­li­chen Kanin­chen. Ich muss nur erst das Foto finden!