Flieger, Sozi, Katholik und Antifaschist

Heu­te brach­te die SZ einen his­to­ri­schen Bei­trag über baye­ri­sche Flie­ger, die bei Kriegs­en­de 1918 in Paläs­ti­na Dienst taten und dort foto­gra­fi­sche Pio­nier­ar­beit leis­te­ten. Schon das ein span­nen­des Stück.

Teil der Bil­der­stre­cke war das Foto eines schnei­di­gen Flie­ger-Offi­ziers. Die­ses hier:

Was mich auf­hor­chen ließ, war die Bild­zei­le. Sel­ten genug, dass sie mit Ver­stand geschrie­ben sind und nütz­li­che Infor­ma­tio­nen ent­hal­ten. Die­se schon. Sie lautete:

Der Offi­zier Vik­tor Haef­ner. 1925 kam er wegen Geheim­nis­ver­rats in Haft, 1931 wur­de das katho­li­sche SPD-Mit­glied mit anti­fa­schis­ti­schen Flug­blät­tern gefasst, die Haef­ner nach Ita­li­en flie­gen wollte.

Wie bit­te? Deut­scher Flie­ger­leut­nant des WK I, katho­lisch, SPD-Mit­glied und akti­ves Mit­glied im anti­fa­schis­ti­schen Wider­stand? Und des­sen Leben ist noch nicht – min­des­tens – ver­filmt worden?

Immer­hin fand sich in den Wei­ten des Net­zes noch eini­ges zu die­sem muti­gen Mann, der sich nur in einem täusch­te – dar­in, dass man »mit den Nazis schon fer­tig­wer­den wür­de«. Hät­te es mehr Män­ner sei­nes Schla­ges gege­ben, wäre es viel­leicht gelun­gen und die Geschich­te anders verlaufen.

Vik­tor – manch­mal auch Vic­tor – Haef­ner (1896 – 1967) war ein Mann des Wor­tes, aber auch der Tat. Das zeigt schon die lesens­wer­te Geschich­te, die das Maga­zin vom Boden­see »see­moz« aus einer frü­he­ren unab­hän­gi­gen Publi­ka­ti­on von 1983 nach­ge­druckt hat. Die Akti­on mit den anti­fa­schis­ti­schen Flug­blät­tern zog damals Krei­se, wur­de sogar inter­na­tio­nal wahr­ge­nom­men, wie zum Bei­spiel eine Ver­öf­fent­li­chung im Mil­wau­kee Jour­nal von 18. Novem­ber 1931 zeigt.

Sei­ne Hoff­nung, die katho­li­sche Kir­che wer­de ener­gisch die Nazis bekämp­fen – was Haef­ner wohl für selbst­ver­ständ­lich hielt, wur­de ent­täuscht. Sei­ne Inter­ven­ti­on 1933 – zu der Zeit war er Luft­han­sa-Pilot – blieb fol­gen­los.

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